Je früher, desto besser
Bereits in der Druckvorstufe lassen sich mit automatisierten Prozessen Unternehmensabläufe optimieren.
Im Druck ist es ein bisschen wie im Fußball: Von seinen Fans feiern lässt sich am Ende der Torschütze, doch ohne eine gute Vorarbeit durch seine Teamkollegen hätte er wohl kaum einen Treffer gelandet – genau so wichtig ist die Vorstufe im Digitaldruck für den nachfolgenden Druck: „Viele Vorstufenabläufe lassen sich standardisieren und damit vereinfachen, was sich wiederum auf die nachgelagerten Prozesse im Digitaldruck und im digitalen Zuschnitt auswirkt. Das hilft, Zeit einzusparen, etwaige Fehlerquellen zu eliminieren und die Ausbildung des Personals zu vereinfachen“, erklärt Lars Bendixen, Segment Manager Graphics bei Zünd Systemtechnik. Bereits fünf bis zehn Minuten Zeit einsparen bei jedem Auftrag hat eine große Wirkung aufs Jahr gerechnet, ergänzt Tom Elton, Produktmanager CLOUDFLOW bei HYBRID Software, die positiven Auswirkungen der Investition in Automatisierungswerkzeuge.
An den richtigen Stellen
Der erste Schritt, um eine Druckvorstufe zu automatisieren, lautet, Prozesse wie beispielsweise die Dateianlieferung zu vereinheitlichen. Erst dann sollte ein Unternehmen prüfen, inwiefern das Automatisieren bestimmter Druckvorstufenprozesse interne Abläufe verbessern kann. Darunter fallen nach Angaben von Tom Elton wiederholbare Verwaltungsaufgaben wie beispielsweise das Hinzufügen von Infopanels zu jedem einzelnen Auftrag, manuelles Ausschießen, wenn alle Auftragsdetails verfügbar sind, und das Dateienzustellen an einen Kunden, wenn dessen Kontaktdaten und eine Plattform für das Dateiübermitteln vorliegen; dadurch lässt sich ein „Verschwenden“ qualifizierter Druckvorstufenmitarbeiter verhindern. „Die Suche nach den richtigen digitalen Dateien in E-Mails oder korrekten Überfüllungsvorgaben in einer Auftragstasche nimmt Zeit und Talent in Anspruch“, erklärt Tom Elton.
Weitere Bereiche der Druckvorstufe, die sich standardisieren beziehungsweise anschließend automatisieren lassen, sind Preflight oder Prepress-Aktivitäten. Zu Letzterem zählen unter anderem das Barcode-Generieren, Farbkonvertieren, Textänderungen, Step-and-Repeat sowie Stanzformexport.
Druckvorbereitung
Um die eben genannten Automatisierungsmöglichkeiten umzusetzen, kommen Druckvorstufensoftwares zum Einsatz. Die meisten Softwaretools ermöglichen heutzutage Tom Elton zufolge problemlose Kommunikation zwischen Vorstufe und nachfolgenden Druckprozessen, sodass eine Informationsweitergabe gewährleistet ist. Größeren Betrieben mit hohem Volumen an Druckaufträgen empfiehlt der HYBRID Software Mitarbeiter, die Art und Weise, wie Betriebe Dateien erhalten, mit standardisierten oder benutzerdefinierten Upload-Portalen zu vereinheitlichen.
Ein unabkömmliches Automatisierungswerkzeug für die Druckvorstufe sei zunächst ein Editor, der eingehende Dateien nahtlos preflighten kann. Dieser sollte über die nötigen Werkzeuge verfügen, um Dateien für den Druck vorzubereiten, auszuschießen und Druckfarben zu managen. Am Ende liegt im besten Fall eine Datei vor, die für sämtliche digitale Druckmaschinen lesbar ist. Zudem sei es hilfreich, wenn der Editor Abrechnungsberichte erstellt. Trotz vieler Möglichkeiten zum Automatisieren der Druckvorbereitung zeichnet sich laut Lars Bendixen ein gutes Softwaretool auch durch die Möglichkeit aus, individuelle Konfigurationen vorzunehmen. Bedeutet: Anwender können selbst entscheiden, welche Abläufe automatisiert sein sollen und in solche auch manuell eingreifen.
Kleine Fehler, große Wirkung
Das Ziel einer Druckvorstufenautomatisierung mittels Software liegt zum einen darin, Prozesse zu vereinfachen und zum anderen, wiederkehrende Fehler zu vermeiden, die sich möglicherweise auf den gesamten Druckprozess auswirken. Tom Elton zufolge sind es häufig Kleinigkeiten, die sich am Ende jedoch summieren und den Druckdienstleistern teuer zu stehen kommen; Beispiele sind falsche Dateien in eine digitale Auftragstasche hochzuladen oder etwa den falschen Inhalt zur falschen Datei hinzuzufügen. Auch Farbkonvertieren mit falschem Druckmaschinenprofil oder Druck einer alten Dateiversion sind Fehler, die durch Unaufmerksamkeiten oder Multitasking passieren können. Das Resultat sind Zeit-, Material- sowie Geldverschwendung; im schlimmsten Fall leide die Beziehung zum Kunden. „Fehler in der Vorstufe werden häufig erst beim Zuschnitt erkannt: ‚Wie und wo positioniert man etwa Registriermarken korrekt auf dem Druckbild?’ ‚Wie viele Registriermarken sind für welche Art von Auftrag notwendig?’ oder ‚Wie gehören unterschiedliche Jobs unter Berücksichtigung des jeweiligen Finishings – fräsen, schneiden, rillen et cetera – korrekt auf dem Material angeordnet?‘“, sind Fragen, die es laut Lars Bendixen in der Druckvorstufe zu berücksichtigen gilt, da unterschiedliche Materialien verschiedene Anforderungen mit sich bringen. Auch hier kann Software für automatisiertes Datenaufbereiten hilfreich sein.
Bevor die finale digitale Ausgabe in den Druck geht, ist diese im letzten Schritt immer noch von einem menschlichen Auge zu kontrollieren – falls sich doch Fehler in der Druckvorbereitung eingeschlichen haben. Denn: Eine hochautomatisierte Druckvorstufe nützt keinem Unternehmen, wenn am Ende fehlerhafte Dateien in den weiteren Druckprozess gelangen, das Endresultat nicht verwendbar ist und somit trotz Automatisierung mehr Kosten und ein größerer Zeitaufwand entstehen.
Zukunft Druckvorstufe
SIP: Sehen Sie künftig noch Verbesserungsbedarf bei den Automatisierungssoftwares in der Druckvorstufe?
Lars Bendixen (Zünd Systemtechnik): Verbesserungsmöglichkeiten gibt es etwa in der Unterstützung der Logistik, beispielsweise mit durchgängigem Tracking und Tracing der Jobs, basierend auf zugeordneten Metadaten.
Tom Elton (HYBRID Software): Heute sind viele Tools „offen“, arbeiten aber immer noch mit veralteten Technologien. Da immer mehr Technik in die Cloud verlagert wird, ist es wichtig, diese zu nutzen und Kommunikation zwischen allen relevanten Systemen innerhalb des Unternehmens zu gewährleisten, um intelligentere und engere Integration zu ermöglichen.
SIP: Welche Neuerungen hinsichtlich Druckvorstufensoftwares sind in naher Zukunft zu erwarten?
Lars Bendixen: Neuerungen sind bei Zünd im Bereich Robotik und bei der Schneidesoftware ZCC Visualizer geplant.
Tom Elton: Aufgrund intelligenterer Software und Hardware ist detaillierteres Datenerfassen und genaueres Auswerten möglich. Ich sehe daher engere Kopplung von mehr Systemen im Unternehmen mit Live-Feedback und automatischen Anpassungen voraus.